Schauen statt Stören
Die Sprache des Bienenvolkes hören und sehen wir am Flugloch. Es ist besser, sich für die Beobachtung am Flugloch etwas Zeit zu gönnen als im Brutnest herumzustöbern.
Ein Volk wird erst geöffnet wenn wir dies bei der Beobachtung als für nötig erachten. Natürlich ist es nicht immer einfach, die Sprache der Bienen zu verstehen und zu deuten – dies ist jahrelange Erfahrung und Geduld.
Nehmen wir uns die Zeit dazu –was gibt es denn schöneres als im Frühjahr vor dem Bienenhaus zu stehen und die fleißigen Tiere zu beobachten. Das ist Erholung und Entspannung in einem. Wir ergänzen unsere Beobachtungen mit einem Blick ans Fenster und durch den gezogenen Keil.
Wir machen nun einen Gang durchs Jahr und wollen sehen was wir alles feststellen können.
Januar – Februar
Wir vernehmen bei gutem hinhören am Flugloch ein leises Summen, wenig tote Bienen auf dem Flugbrett zeugen von einem gesunden Volk.
Am ersten Reinigungsflug im Februar erleben wir ein Naturspektakel besonderer Art.
Die Bienen genießen die Sonne und die Wärme nach der langen Winterpause, leeren ihren Darm und holen das erste Wasser.
Eis am Flugloch deutet auf gefrorenes Kondenswasser.
März
An jedem warmen Tag bringen die Bienen nun Pollen und holen Wasser.
Ist das Flugbrett sauber und mit wenig Bienen besetzt, ist alles i.O.
Etwas Kalkbrut ( eingetrocknete grauweisse Maden) ist nicht tragisch.
Finden wir klebrige Wachskrümmel ist das Volk ausgeraubt.
Braune Kotspritzer deuten auf Ruhr – starke Völker mit etwas dünnem Zuckerwasser füttern fördert die Darmentleerung – schwache Völker abwischen oder abschwefeln.
Wir strecken nun unsere Nase nahe ans Flugloch um zu riechen ob keine Faulbrut oder Sauerbrut vorhanden ist. Bei Verdacht Inspektor rufen.
April
Ist die Tätigkeit am Flugloch gut und wird schön Pollen eingetragen, klopfen wir vorsichtig ans Fenster. Das Volk soll kurz aufbrausen und sich sofort wieder beruhigen.
Bringen die Bienen tote Maden heisst das, dass unser Volk das Brutnest zu früh und zu stark vergrössert hat und nicht immer wärmen konnte.
Haben die meisten Völker gegen Abend die Flugtätigkeit eingestellt und bei einem herrscht noch reger Betrieb, so deutet das auf Räuberei.
Bei starker Räuberei ist das Volk verloren, sind wir erst am Anfang, so wird das Flugloch sehr verkleinert und eine frische Brennessel hineingestossen sodass kaum mehr Bienen durchkommen.
Mai
Fächelnde Bienen auf dem Flugbrett zeigen uns gute Tracht an.
Ein Naturschauspiel besonderer Art ist die Beobachtung wenn ein Schwarm auszieht. Die Bienen drängen alle ins Freie und schwärmen ums Bienenhaus um sich dann am nahen Baum zur Schwarmtraube zu sammeln.
Juni
Unser Augenmerk richtet sich nun auf die einlogierten Schwärme und die abgeschwärmten Völker. Herrscht ein ruhiger Flug mit gutem Polleneintrag gehen wir davon aus dass die Völker weiselrichtig sind und wieder mit Brüten begonnen haben.
Juli
Auf dem Flugbrett liegen am Morgen tote Maden und Bienen mit verkrüppelten Flügeln. Das deutet auf einen grossen Varroadruck hin.
Ein solches Volk sofort abräumen, ev. einmal füttern und sofort eine Langzeit-Ameisensäurebehandlung durchführen.
Wenn im Juli die Drohnen hinausgedrängt werden zeigt uns das ein Ende der Tracht an. Auch in diesem Fall sofort abräumen ev. Füttern und die Varroa behandeln.
August
Bei einem Volk fliegen viele Drohnen – das deutet auf ein weiselloses Volk.
Volk entfernen, Jungvolk hinstellen und weiselloses Volk abseits vom Stand abwischen.
September
Nachdem wir am Vorabend gefüttert haben beobachten wir fächelnde Bienen die das überschüssige Wasser verdusten.
An der Fensterscheibe erkennen wir wann die Völker genug Futter haben.
Oktober
Der Pollen des Efeu wird noch fleissig eingetragen
November
Nun herrscht, von ein paar warmen Tagen abgesehen,
Ruhe ums Bienenhaus. Die Fluglöcher werden nieder gestellt.
Dezember
Zur Samichlauszeit wird die Oxalsäure verdampft und die Bienen träumen schon wieder vom nächsten Frühling.